Kanarische Inseln, April 2017
Voller Vorfreude reiste unsere kleine Gruppe nach Teneriffa. Im Anschluss daran erkundete FreitagTravel noch La Gomera.
Teneriffa ist nicht nur die grösste und vielseitigste der sieben
kanarischen Inseln, sie hat auch den höchsten Berg Spaniens vorzuweisen, den 3718
Meter hohen Pico del Teide.
La Gomera ist die zweitkleinste Insel des Archipels und gilt als
ursprünglichste.
Auf beiden Vulkaninseln gibt es mehrere Klimazonen und eine aussergewöhnliche
Pflanzen- und Tierwelt. Hervorzuheben ist auch, dass beide Inseln Natur-und Kulturschätze besitzen, die weltweit einzigartig sind.
Weltweit
einzigartig
Allen voran ist der Nationalpark
El Teide zu
nennen, der 2007 zum Unesco Weltnaturerbe
erklärt wurde. Er besitzt eine der
spektakulärsten Vulkanlandschaften der Welt mit einer grossen Vielzahl an Pflanzen-
und Tierarten, die nur auf den Kanaren oder sogar nur auf Teneriffa endemisch
(heimisch) sind.
Der Star unter ihnen ist der über 2 m hohe majestätische
Rote
Teide-Natternkopf (Echium wildpretii),
der im Frühsommer ein beliebtes Fotomotiv im Kraterkessel des Teide ist.
Nur auf der Insel Teneriffa kommt z.B. auch der Teidefink (Fringilla
teydea) vor, dessen Männchen prächtig blau
leuchten. Sein Lebensraum sind die Wälder der endemischen Kanaren-Kiefer
und wir hatten das Glück, ihn zu sehen.
Die Altstadt von La Laguna
mit ihren wunderschönen Kolonialbauten und dem
schachbrettartigen Stadtkern wurde 1999 in die Liste des Unesco Weltkulturerbes
eingetragen. Die ehemalige Hauptstadt von Teneriffa ist
mit einer grossen Universität und dem einzigen Bischofssitz des Archipels das
intellektuelle und religiöse Zentrum der Insel geblieben. Ein einzigartiges
Erlebnis sind auch die Osterprozessionen
(siehe Beitrag unten).
Inmitten der wilden Kanareninsel La Gomera gedeiht der größte
noch zusammenhängende Loorbeerwald der Erde, der aufgrund der fehlenden Eiszeit hier noch existiert. Der Nebelurwald mit seinen Moosen, Flechten und endemischen Pflanzen gehört zum Nationalpark Garajonay, der seit 1986 Weltnaturerbe der Unesco ist.
Zu den Besonderheiten La Gomeras gehört auch die weltweit nur hier existierende
Pfeifsprache der Gomeros, El Silbo, die schon
von den Ureinwohnern zur Verständigung genutzt worden sein soll. Die Pfeiftöne
haben den Vorteil, auch über große Distanzen und tief eingeschnittene
Schluchten gehört zu werden. El Silbo verfügt nur über 2
Vokale und 4 Konsonanten, kann aber alles ausdrücken. Seit 1982 ist El Silbo Unesco-Weltkulturgut und heute Pflichtfach
an allen Grundschulen auf La Gomera. hier ein Hörbeispiel !
El Teide (3718 m)
Wer den Sonnenaufgang auf dem Teide sehen will, muss in der Schutzhütte Alta Vista (3270 m) übernachten. Dieses Erlebnis lassen wir uns nicht entgehen! Dafür nehmen wir sogar in Kauf, dass wir am Gipfelhang gegen sturmartige Windböen kämpfen und auf dem Pico del Teide fröstelnd, mit klammen
Fingern, warten müssen. Hinter uns scheint noch der Vollmond, als vor uns die aufgehende Sonne alles in ein orangefarbenes Licht taucht und auf die gegenüberliegende Seite einen spektakulären Schatten des Teide wirft. Da die Seilbahn wegen der starken Winde geschlossen bleibt, müssen
wir 1500 HM wieder bergab steigen...
Für die Guanchen,
die kanarischen Ureinwohner, war der Teide ein heiliger Berg. Der Legende nach wohnt nämlich im Teide der
Dämon Guayota,
der eines Tages den Sonnengott Magec im Vulkan einsperrte und gefangen hielt.
Die nun herrschende Dunkelheit erschreckte die Ureinwohner zutiefst, und sie
baten ihren obersten Gott Achamán um Hilfe. Er bestrafte den Dämon, indem er die obere Öffnung des Vulkans mit einem „Zuckerhut“ verschloss.
Tatsächlich erinnert die Spitze des Teide, wenn sie schneebedeckt ist, an einen
Zuckerkegel. Guayota
ist heute noch in Gefangenschaft und es gelingt ihm hoffentlich nie, sich zu
befreien!
Osterprozessionen in La Laguna
Einmal mehr sind wir
ergriffen von der andächtigen,
mystischen Stimmung während der Semana Santa. Fast alle Einwohner von La
Laguna scheinen daran teilzunehmen. Organisiert sind sie in traditionsreichen,
wohltätigen Bruderschaften.
Monatelang vorher werden die Pasos vorbereitet und prachtvoll mit Blumen
geschmückt. Die tonnenschweren Plattformen mit bis zu 600 Jahre alten
Heiligenstatuen stellen das Leiden Christi dar, und werden von
mehreren Lastenträgern durch die Altstadt getragen bzw. gestossen.
Begleitet werden die Pasos von den Pilgern, die mit unheimlich
wirkenden Kapuzen ihr Gesicht bedecken und ihre Busshandlung schweigend und
anonym zum Ausdruck bringen. Einige Büsser gehen sogar barfuss und in Ketten,
andere tragen ein schweres Kreuz. Die Spitzhüte sind ein Symbol für die Nähe zu Gott (sie zeigen in den Himmel)
und das intime Gespräch mit ihm. Die Herkunft der Bruderschaften erkennt man an
der Farbe ihrer Gewänder. Die zugehörigen Blaskapellen und Trommler spielen getragene und z.T. traurige Melodien, welche die feierliche Stimmung untermalen. Nur auf der abschliessenden Procesión del
Silencio im völligen Dunkeln gibt
es keine Musik. Man hört nur den Rhythmus der Schritte und ab und zu das
Rasseln der Ketten. Wirklich eindrücklich!