We
did it again! Am 18. Februar 2016 stand unsere FreitagTravel - Gruppe
geschlossen auf dem Uhuru-Peak (5.895 m).
Bei der Besteigung des Kilimanjaro’s wird häufig der Höhenfaktor unterschätzt. Auch
für uns Reiseleiter mit langjähriger Höhenerfahrung ist es immer wieder eine
Herausforderung und zugleich faszinierend, die Situation in der Höhe realistisch
einzuschätzen.
Der Kili ist zwar der höchste Punkt, nicht aber der einzige Höhepunkt unserer dreiteiligen
Reise. Wir dürfen die „Big Six“ erleben! Auf zahlreichen Safaris im Tarangire
Nationalpark, dem Ngorongoro Krater und in der weltberühmten Serengeti sehen wir
nicht nur die klassischen Big Five, auf Mafia Island schwimmen wir sogar mit
einem Walhai, dem grössten Fisch der Welt.
Teil 1: Die „bösen“ Geister am
Kilimanjaro
Auf den ersten Tagesetappen bis zur Kibo-Hütte (4.750
m) fühlen wir uns tatsächlich noch wie auf einem ausgedehnten, 40 km
langen Spaziergang, der von den Tropen bis zur alpinen Wüste durch wunderschöne
Landschaften und Vegetationszonen führt. Nicht umsonst zählt der Kilimanjaro Nationalpark zum Unesco Weltnaturerbe!
Geniessen können wir diesen Spaziergang, weil uns ein Team von 15 Einheimischen
begleitet, die unser persönliches Gepäck, aber auch die Verpflegung für eine
Woche, samt Kocher und Wasser schleppen. Würden wir noch von Genuss sprechen,
wenn jeder von uns 25 kg selbst tragen müsste?
Oberhalb der Kibo-Hütte ändert sich das bisher sanfte Profil abrupt. 1000 Höhenmeter müssen an einem ca 30° steilen Hang bis zum Gilman’s Point überwunden werden. Keiner spricht hier noch von einem Spaziergang! Jeder realisiert, dass er seine Komfortzone verlassen muss, wenn er den Gipfel erreichen will. Am Vorabend des Gipfeltages wird u.a. die Kleiderfrage, wie viele Schichten man in der kalten Nacht anziehen soll, zum wiederholten Mal diskutiert. Als letzte Mahlzeit vor dem D-Day tischt uns unser Team feine Spagetti auf, unser Appetit ist noch erstaunlich gross. Von 19.00 bis Mitternacht ist Nachtruhe angesagt. Während die einen wach liegen, schlafen die anderen bestens. Dann ist es soweit!
Spontan
bilden wir in der kühlen Nacht vor der Hütte einen Beschwörungskreis und bitten
die „bösen Geister“, dass sie uns gütig gestimmt sind.
Interessant zu wissen, dass die Chagga – der
Volksstamm, der im Umkreis des Kilimanjaro’s lebt – in der Mitte des 19.
Jahrhunderts von bösen Geistern an dem für
sie heiligen Berg erzählen, die dem Besteiger die Kräfte rauben und ihm vom
Gipfel abhalten. Es wird vermutet, dass dies wohl die ersten Berichte über die Höhenkrankheit waren.
Mir gefällt das Bild der bösen Geister und ich vergleiche sie mit den ersten
Höhensymptomen. Ich stelle mir vor, dass sie von uns allen den nötigen Respekt
und Opfer verlangen, wenn wir ihr heiliges Revier betreten. Für alle, die ihren
Plagegeistern das erste Mal begegnen, ist die Erfahrung natürlich dramatischer,
weil sie nicht einordnen können, was da mit ihnen geschieht. Warum diese bösen Geister dem einen mehr zusetzen als dem anderen, weiss
niemand so recht. Wir haben schon erlebt, dass ein 30-jähriger Triathlet aufgeben
musste, während ein wenig trainierter 69-Jähriger den Gipfel erreichte. Fact
ist, dass mit zunehmender Höhe der Luftdruck abnimmt und damit auch der
anteilige Sauerstoffdruck, der das lebensnotwendige Gas in unsere Lungen pumpt.
Landläufig sagt man deshalb, dass man auf 5000 Meter Höhe bereits ca 50 Prozent weniger Sauerstoff zum Atmen hat. Die
wichtigste Regel lautet deshalb: langsam aufsteigen! Was heisst jedoch langsam? Philipo, der Chef von unseren vier Führern, gibt das Schneckentempo
vor: eine Schuhlänge pro Sekunde! Dieses Tempo versucht er gleichmässig durchzuziehen.
Andy macht das Schlusslicht, um die Befindlichkeit von uns allen jederzeit im
Auge zu haben. Typisch Coach, gibt er von hinten kurze, motivierende
Anweisungen. Der Steilhang zum Gilman’s Point (5.681
m) ist ein Nadelöhr, durch das alle Gruppen, die von den verschiedenen Routen
kommen, hindurch müssen. Vor uns ein imposanter Tatzelwurm an Stirnlampen!
Unweigerlich kommt es zum Stillstand, wenn wir auf langsamere Gruppen auflaufen
oder auf Leute stossen, die nicht mehr weiter können. Während des nächtlichen Aufstiegs
sind alle mehr oder weniger mit sich selbst beschäftigt.
FreitagTravel verzichtet in der Höhe bewusst
auf medizinische Hilfsmittel, wie Diamox, da sie ernste Warnzeichen einer Höhenkrankheit
unterdrücken oder verschleiern. Weil meine Energien nachlassen und ich zu frieren beginne, begnüge
ich mich deshalb damit, ein Dextroenergen einzunehmen.
Der Traubenzucker hat auf meinen Höhengeist eine ähnliche Wirkung wie Knoblauch
gegen Dracula! Prompt fühle ich mich wieder besser.
Kurz vor dem Gilman’s Point hat O. eine Krise. Sein Höhengeist setzt ihm arg
zu, er hat Gleichgewichtsstörungen, fühlt sich energielos und braucht dringend
eine Pause. Auch ihm hilft die „Wunderpille“. Dies veranlasst uns später zu folgendem
Spruch: „Bleibst du am Kili steh’n, nimm
ein Dextroenergen und du wirst weiter geh’n!“ (an dieser Stelle versichern wir,
dass FreitagTravel bis dato noch nicht von Dextro Energy gesponsert wird).
Am Gilman’s
Point herrscht ein Andrang, wie Andy und ich ihn noch nie zuvor erlebt haben…Unwillkürlich frage ich mich, wie die Geister des Kilimanjaro's wohl damit umgehen, dass jeden Tag Hunderte
von Menschen in ihrer Wohnung herumtrampeln. Wo bleibt da der Respekt? Besteht
ihre Rache auch darin, dass sie die Gletscher auf dem Dach Afrika’s abschmelzen
lassen? Setzen sie so dem Massentourismus zwangsläufig ein Ende?
O. hat sich schnell wieder erholt und erreicht wenige Minuten nach uns den Kraterrand. Von seiner
Tochter wird er mit dem Jambo-Lied empfangen und überwältigt von ihren Gefühlen
liegen sich die beiden lange in den Armen.
Als nur wenig später die Motivation, den höchsten Punkt Afrikas zu erreichen,
stark nachlässt, ist mir als höhenerfahrener Leiterin klar, dass bei
Willensschwäche (auch eines von zahlreichen Höhensymptomen) zielstrebiges
Handeln nötig ist. Ein kurzer Blick zu Andy genügt, um zu wissen, dass wir
beide gleicher Meinung sind. Eine halbe Stunde später stehen alle auf dem Uhuru-Peak
(5.895 m), yeah! Die bösen Geister haben unsere Gruppe auf die Probe
gestellt, aber wir haben sie besiegt!
Beim Abstieg zur Kibo-Hütte zeigt sich, dass unsere Kniee und Waden noch sehr gut mitspielen. Alle haben auch noch genug Reserven, relativ locker bis zur Horombo-Hütte (3.780 m) zu wandern. Am Abend sind wir müde und erschöpft, aber auch überzeugt davon, dass es sich gelohnt hat, seine persönliche Komfortzone zu verlassen. Zum Schluss danken wir im Garten unseres Hotels unserem Team für die hervorragende Arbeit. Nicht zuletzt wegen des bewegenden Abschiedsrituals bleibt uns allen der Kilimanjaro in unvergesslicher Erinnerung!
Teil 2: Die Serengeti - ein Paradies
für Wildtiere
Noch nie habe ich
das Gras der Steppen im Tarangire Nationalpark, im
Ngorongoro Krater, und in der Serengeti so saftig grün gesehen! Was für eine
Augenweide! In den weiten, unbebauten Landschaften die Wildtiere frei, aber
dennoch so nah erleben zu können, ist einfach Balsam für die Seele! Der Februar
ist für Tiersafaris eine der besten Jahreszeiten, weil das Nahrungsangebot
gross ist und es ausserdem viele Jungtiere zu sehen gibt.
Während der gesamten Safari-Woche haben wir das Glück, die Big Five zu sehen, d.h. Büffel,
Elefanten, Löwen, Leopard und von Weitem ein Nashorn! Aber auf unseren grossartigen Safari-Abenteuern
treffen wir live auch alle anderen Tiere, wie Massai-Giraffen, Zebras, Gnus,
Antilopen, Geparde, Flusspferde, Hyänen, Warzenschweine, Schakale, Steppenpaviane,
Mangusten, Strausse, Störche, Kronenkraniche, Riesentrappe, Sekretär, Flamingos
und viele andere Vögel, wie z.B. die Gabelracke.
Stundenlang könnte ich den zahlreichen Elefantenfamilien zuschauen, denen wir
begegnen. Im Tarangire Nationalpark mit seinen charakteristischen Affenbrotbäumen, kommt tatsächlich ein junger Elefant auf uns zu, trompetet laut und schwenkt
seinen Rüssel zur Begrüssung. Faszinierend!
Zu meinen Lieblingen gehören die eleganten Zebras,
die im Ngorongoro Krater extra für uns eine „Parade“ machen. Vom Ngorongoro Krater war Bernhard Grzimek so beeindruckt, dass er ihn als "Achtes Weltwunder" bezeichnet hat.
Der mit einem Oscar ausgezeichnete
Dokumentarfilm "Serengeti darf nicht
sterben" erzählt von den Anfängen des Serengeti
Nationalparks. Bernhard und Michael Grzimek machen mit atemberaubenden Kameraaufnahmen auf die
zunehmende Zerstörung der letzten afrikanischen Tierparadiese aufmerksam. Tragischerweise
kommt während der Dreharbeiten Michael Grzimek bei einem Flugzeugabsturz ums
Leben.
1959 wird die östliche Hälfte des Nationalparks zu einem eigenen Schutzgebiet
erklärt, die Ngorongoro Conservation Area, in der Landnutzung
beschränkt erlaubt ist. Im Hochland des Kraters dürfen
die Viehherden der Massai neben den
Wildtieren weiden. Das respektvolle Miteinander von Mensch und Wild ist
einmalig auf der ganzen Welt. Die Massai-Siedlungen sind malerisch in die Landschaft eingebettet. Wir sind
die einzigen Besucher eines Dorfes. Die typischen, aus Dung und Lehm
errichteten, Rundhütten sehen von aussen hübsch aus. Als wir aber in der total
verrauchten Küche ohne Fenster stehen, wird uns einmal mehr bewusst, wie
privilegiert unser Leben ist.
Auf der Fahrt vom Ngorongoro Krater zum Serengeti Nationalpark legen wir einen Stopp an der Oldupai-Schlucht ein. Die Oldupai-Schlucht gehört zum sogenannten Ostafrikanischen Grabenbruch und wird auch "Wiege der Menschheit" genannt. Hier wurden Fossilien entdeckt, die von enormer Bedeutung für die Evolutionstheorie des Menschen sind. Wann ist der Mensch ein Mensch? Im Museum, das derzeit vergrössert wird, geben einige berühmte Fundstücke Aufschluss über das Leben unserer Vorfahren. Diesen Funden ist es zu verdanken, dass die Ngorongoro Conservation Area, als Teil des riesigen Serengeti-Ökosystems, auf der Liste des Unesco Welterbes seit 2010 den doppelten Schutzstatus "Natur-/Kulturerbe" hat.
Wir haben mindestens einen guten Grund, noch einmal in die Serengeti zurück zu kommen – das nächste Mal haben wir vielleicht das notwendig Glück, das Naturspektakel der weltweit einzigartigen Migration zu erleben! Dieses Jahr hat die kurze Regenzeit in der Südserengeti leider länger gedauert, das Nahrungsangebot war noch zu gross. Deshalb hatten sich die grossen Tierherden noch nicht richtig in Bewegung gesetzt. Trotzdem sind wir voll auf unsere Kosten gekommen! Zu den absoluten Highlights zählen für mich der Gepard, den wir im Gras der Savanne ausfindig machen und der Leopard, der im Gebiet der Kopjes (Inselberge aus Granitfelsen) auf der Astgabel einer Schirmakazie döst. Stundenlang lässt er alle Viere hängen, bis er sich einen kurzen Moment lang aufrichtet und in die Linse unserer Kameras blickt.
Teil 3: Walhaie auf Mafia Island
Vom Kleinflugzeug aus
blicken wir ein letztes Mal von oben auf die endlose Serengeti, grüssen im Vorbeiflug noch einmal den Kilimanjaro
und halten dann Kurs auf Mafia Island, die südlichste Inselgruppe des
Zanzibar-Archipels. Wegen ihrer geschützten Lage und des Korallenriffs im Marine Park ist sie ein Paradies für Taucher und
Schnorchler.
In unserer schönen Lodge werden wir vom charmanten, einheimischen Personal verwöhnt. Wir können wunderbar entspannen, allerdings sind die heissen Temperaturen tagsüber und auch nachts ein wenig gewöhnungsbedürftig. Etwas Abkühlung finden wir bei Schnorchelausflügen im türkisblauen Wasser des Indischen Ozeans.
Wir wissen, dass wir mit etwas Glück in den tropischen Gewässern vor der Küste Mafia noch Walhaie sehen können. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen! Nach zwei Stunden - wir geben bereits die Hoffnung auf - entdecken wir noch ein Prachtexemplar von 7 m Länge! Meine Aufregung ist gross! Was soll ich zuerst machen? Fotografieren, filmen oder ins Wasser springen? Ich entscheide mich für die genannte Reihenfolge und kann gerade noch rechtzeitig in nur 1.50 Meter Abstand an dem gutmütigen Hai, in Gegenrichtung entlang schwimmen. Walhaie ernähren sich von Plankton und sind deswegen für Menschen ungefährlich. Ein prickelndes Gefühl, aber ich bin überglücklich!