Unsere 24-tägige Reise durch Peru und Bolivien war fantastisch! Schwer zu sagen, was mich am meisten beeindruckt hat: die einmalige Kultur der Inkas und ihrer Vorfahren, die grossartige Natur der Anden oder die Mischung von allem.
Diese Reise war sehr komplex und wir sind stolz darauf, dass alles so gut geklappt hat! Bereits 1 Jahr im Voraus hat FreitagTravel mit der Planung begonnen und zusammen mit mehreren lokalen Partnern die Durchführbarkeit bis ins kleinste Detail überprüft.
Insgesamt haben uns 25 Personen begleitet, angefangen von unseren Fahrern, Köchen, Kultur-, Trekking- und Bergführern, bis hin zu den Maultierführern, die alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein mussten. Für viele vielleicht erstaunlich, aber auch für eine Kleingruppe von nur vier Reisenden war dieses Begleitteam nötig!
In beiden Ländern gibt es noch viele Highlights zu entdecken, und wir freuen uns jetzt schon darauf, weitere Reisen dorthin anzubieten.
Vor allem im ersten Teil unserer Reise begegnen wir den Spuren der Inkas auf Schritt und Tritt. Den Auftakt bildet das Inti Raymi-Fest in Cusco, dem schönen Kolonialstädtchen auf alten Inkamauern. Inti Raymi gehört zu den wichtigsten Festen in ganz Peru und ist ein farbenprächtiges Spektakel, das jedes Jahr am 24. Juni zu Ehren des Sonnengottes Inti gefeiert wird. Mehrere hundert Darsteller in historischen Kostümen lassen die Welt der Inkas wieder aufleben und danken mit Ritualen dem Sonnengott. Neben den Touristen zieht das Fest Tausende von Einheimischen in seinen Bann, die besonders stolz auf ihre Vorfahren und deren Traditionen sind.
Auf den Ruinen von Sacsayhuaman verfolgen wir das Schauspiel und erleben im Bad der Menge hautnah, wie die Peruaner gebratene Meerschweinchen verspeisen und sich einen Spass daraus machen, Leute, die aufstehen und ihnen die Sicht versperren, mit Steinchen und sogar Pampers zu bewerfen.
Bestens eingestimmt und obendrein schon akklimatisiert (Cusco liegt auf 3450 m), wandern wir anschliessend auf alten Inkapfaden nordwestlich von Cusco in vier Tagen bis nach Machu Picchu, der weltberühmten, verlassenen Inkastadt.
Auf dem weniger bekannten Salkantay Trek bewegen wir uns in verschiedenen Vegetationszonen und geniessen vom 4600 m hohen Pass einzigartige Ausblicke auf die imposanten Eisgipfel des Nevado Salkantay (6264 m) und seine Nachbargipfel. Auf der anderen Seite des Passes geht es 2 Tage lang bergab durch subtropische Bergurwälder bis zu einer kleinen Kaffeeplantage bei Lucmabamba. Hier übernachten wir und erfahren auf einer interessanten Führung Einiges über die einzelnen Schritte der Kaffeeproduktion.
Machu Picchu gilt als Höhepunkt jeder Peru-Reise. Wie kaum ein anderer Ort legt die Ruinenstadt Zeugnis ab von der faszinierenden Kultur der Inkas. Die Inka kannten weder das Rad noch Eisenwerkzeuge. Es ist nach wie vor ein Rätsel, wie es ihnen gelang, riesige, tonnenschwere Felsblöcke zu bearbeiten, zu transportieren und sie ohne Mörtel fugenlos zusammenzusetzen.
Machu Picchu muss man physisch erlebt haben, keine Bilder und kein Film können die magischen Stimmungen übermitteln. An diesem Ort ist das Zusammenspiel von Natur, Kultur und Spiritualität einfach perfekt!
Es lohnt sich auf den 3140 Meter hohen Gipfel des Machupicchu – Mountain zu steigen, der 800 m über der Ruinenstadt aufragt, da die Sicht auf Machu Picchu von hier oben besonders schön ist.
Auch im fruchtbaren Urubambatal, das für die Inkas heilig war, stossen wir auf weitere Zeugnisse ihrer hochstehenden Kultur. Eine ihrer herausragenden Leistungen sind die Terrassierungen der Bergflanken zur Versorgung der Bevölkerung. Dank eines ausgeklügelten Be- und Entwässerungssystems ist das Valle Sagrado bis heute ein wichtiges landwirtschaftliches Anbaugebiet.
Über steilen Hangterrassen thront die Festung Ollantaytambo, die zur Inkazeit als landwirtschaftliches, militärisches und zugleich religiöses Zentrum genutzt wurde. Eindrücklich sind auch die bis zu 30 m tiefen kreisförmigen Terrassen von Moray und die Prä-Inka-Salzterrassen von Pichingoto, deren Salz noch heute gewonnen wird.
In Chinchero, einem noch ursprünglichen Andendorf, besuchen wir einen Familienbetrieb für Textilhandwerk. Die charakteristischen Webmuster in Peru gehen auf sehr alte Traditionen lange vor den Inkas zurück. Hier erfahren wir auch, dass die Bewohner genau wie ihre Vorfahren ihre Kartoffeln zur Konservierung trocknen und gefrieren. Tagsüber werden die Kartoffeln zum Dörren in die Sonne gelegt und nachts dem Frost ausgesetzt. Das restliche Wasser wird mit den Füssen herausgestampft. Die sogenannten Chuños sind dadurch lange haltbar und in der Winterzeit das Hauptnahrungsmittel für viele Andenbewohner.
Mit dem nostalgischen Andean Explorer setzen wir unsere Reise von Cusco über das malerische Andenhochland nach Puno am Titicacasee fort. Der weltweit höchstgelegene (3810 m ü.M.) schiffbare See ist mit einer Fläche von 8562 km2 13 Mal grösser als der Bodensee. Das sagenumwobene "Andenmeer", das sich Peru und Bolivien (30% Flächenanteil) teilen, gilt als Keimzelle des Inkareichs. Einem Mythos zu Folge kam der erste Inka Manco Cápac als Sohn des Sonnengottes Inti auf der Isla del Sol im Titicacasee zur Welt. Gemeinsam mit seiner Schwester Mama Ocllo gründete er um 1200 n. Chr. Cusco, die Hauptstadt des Inkareiches, „den Nabel der Welt“.
Um den Titicacasee und im Hochland Boliviens leben heute die Nachfahren der Aymara mit eigener Sprache und Tradition. Neben Spanisch und Quechua gehört Aymara zu den offiziellen Sprachen in Peru und Bolivien. Die Aymaras haben vermutlich vor den Inkas die Anden beherrscht und werden als die Schöpfer der Tiwanaku-Kultur (1500 v. Chr. – 1200 n. Chr.) angesehen.
Trotz der Christianisierung haben sich die Naturreligionen der indigenen Völker behauptet. Der Glaube an Magie, Geister und Götter vermischt sich mit dem katholischen Glauben.
Ein Volk, das die Inkas nie unterwerfen konnten, lebte auf den schwimmenden Uros Inseln. Das Volk der echten Uros ist heute ausgestorben, aber die heutigen Inselbewohner versuchen die Uro-Kultur zu erhalten. Ihre Schilfinseln bestehen aus dicken Schichten von Binsen (auch Totora-Schilf genannt), die immer wieder erneuert werden müssen, weil sie sonst verrotten. Früher stellten die Bewohner auch ihre Boote ausschliesslich aus diesem Schilf her.
Die Aymara Bootsbauer kamen weltweit zu Ehren, als sie im Auftrag von Thor Heyerdahl das berühmte Boot Ra II konstruierten, das 1970 erfolgreich den Atlantik überquerte. Wir haben das Glück, einen dieser Bootsbauern, Demetrio Limachi, der in Bolivien lebt, sogar persönlich kennenzulernen.
Sehenswert sind auch die Grabtürme von Sillustani, nicht zuletzt wegen ihrer fantastischen Lage auf einer Halbinsel am Umayo See. In den Grabtürmen fand man in Hockstellung beigesetzte Mumien von Adeligen. Der Begräbniskult geht auf den ursprünglich dort lebenden Stamm der Collas zurück, deren Türme an den roh behauenen Steinen zu erkennen sind. Die bis zu 12 m hohen und am oberen Ende bis zu 5 m im Durchmesser breiten Grabtürme mit exakt gemeisselten Aussenmauern wurden später von den Inkas errichtet, die den Begräbniskult übernommen hatten.
Wie Vieles bei den Inkas und am Titicacasee, ist auch das ca 7 x 7 Meter grosse Felsenportal Aramu Muru geheimnisumwittert und mysteriös. Es wird als Heimstätte der Sonne betrachtet und als Portal zu einer geistigen Welt. Ein spiritueller Ort, an dem man meditierend neue Energien tanken kann.
Auf der noch wenig bekannten Insel Anapia im südlichen Teil des Titicacasees verbringen wir zweieinhalb Tage bei Aymara-Familien und lernen ihre traditionelle Lebensweise kennen. Die Insel ist von dem riesigen Andenmeer umgeben und strahlt etwas Mystisches aus. Bei gutem Wetter hat man eine grossartige Sicht auf die 6000-er der Königskordillere der bolivianischen Anden. Auf einem Inselrundgang zeigt uns unser Gastgeber Kultplätze, wo die Bewohner noch uralte Riten zu Ehren von Pachamama (Göttin der Erde) pflegen.
Der Glaube an Pachamama ist heute noch im gesamten Andenraum stark ausgeprägt. Im Gegensatz zu uns „zivilisationsgeschädigten“ Menschen haben die Andenbewohner ihren engen Bezug zur Natur noch nicht verloren und verstehen sich als Teil einer belebten und beseelten Natur. Wie in allen Naturreligionen wurden schon lange vor den Inkas nicht nur die Lebensspender Sonne, Wasser und Erde als Gottheiten verehrt, sondern auch Pflanzen, Tiere und heilige Orte, wie Steine und Berge.
Der höchste Kultplatz der Welt befindet sich auf dem argentinischen Llullaillaco in 6739 Meter Höhe. Opferplätze fand man z.B. auch auf dem höchsten Gipfel Perus, dem Nevado Huascaran (6768 m) und auf dem Illimani (6439 m), dem zweithöchsten Gipfel Boliviens. Die Naturvölker der Anden haben also schon viele Jahrhunderte vor uns über 6000 m hohe Berge bestiegen und verdienen einmal mehr unseren grössten Respekt!
Nach so viel interessanter Kultur in Peru, ist das letzte Drittel unserer Reise dem Trekking und der Besteigung von Fünftausendern bzw. eines Sechstausenders in Bolivien gewidmet.
Das Gebiet um das Condoriri Gebirgsmassiv in der Cordillera Real zählt zu den beeindruckendsten Bergregionen in den Anden. Für mich gehört das Trekking dort zu einem der schönsten aller unserer bisherigen Reisen!
Vom Bergweiler Tuni (4200 m) aus wandern wir bis zur gleichnamigen tiefblauen Lagune. Dort begrüssen uns die ersten Lamas und wir verbringen einige Zeit mit Fotografieren. Überwältigt sind wir von dem herrlichen Panorama an der wunderschön gelegenen Laguna Chiar Khota (4650 m), am Fuss des eisbedeckten Nevado Condoriri (5648 m), der tatsächlich wie ein Kondor über uns thront.
Welche Bedeutung hatte wohl dieser Ort für die Inkas und ihre Vorgängerkulturen, denen sowohl Wasser, als auch Berggipfel und Kondore heilig waren? In der traumhaften Umgebung der Laguna Chiar Khota lässt es sich gut ein paar Tage aushalten, auch wenn unsere Unterkunft in einer Fischerhütte sehr einfach ist. Für unser leibliches Wohlergehen sorgt erstmals in der Geschichte von FreitagTravel eine Köchin, die uns in traditioneller Kleidung (d.h. im langen Rock) das ganze Trekking begleitet und uns noch in einer Höhe von 4600 Metern frische Forellen aus der Lagune auftischt.
Schon am zweiten Tag besteigen wir die 5300 Meter hohe ebenmässige Felspyramide des Cerro Austria. Von dort geniessen wir eine grandiose Sicht auf die nahen Gletscherwände des Nevado Condoriri, sowie auf die ganze Königkordillere und den Titicacasee.
Nach einem Trainingstag mit Steigeisen und Seil auf einem Gletscher, setzen wir unser Trekking in Richtung Maria Lloco fort. Wir überwinden zwei 5000 m hohe Pässe und wie auf Bestellung posieren dieses Mal Alpacas, weisse Wollknäuel mit spitzbübischem Gesicht, vor dem firnglänzenden Huayna Potosi (6088 m) und unseren Kameras. Weiter geht es durch von Bächen durchzogenen Bergwiesen mit weidenden Lamaherden und durch karge Felslandschaften, mal auf, mal ab. In der kaum besiedelten Landschaft bieten immer wieder Lamas und zahlreiche, malerische Lagunen, in denen sich die eisbedeckten Andengipfel spiegeln, einmalige Fotosujets. Endlich erreichen wir unser Lager in Maria Lloco unterhalb des gleichnamigen Berges.
Zum Abschluss unseres seriösen Akklimatisationstrekkings nehmen wir den Huayna Potosi (6088 m) ins Visier und lassen uns zum Ausgangspunkt der Besteigung auf den Zongopass (4740 m) fahren. Der Huayna Potosi gehört zu den begehrtesten Bergsteigerzielen Boliviens, da er von La Paz aus in nur zwei Autostunden erreicht werden kann und als Sechstausender technisch relativ einfach zu besteigen ist. Den Aufstieg zum High Camp über eine Moräne mit rutschenden Geröllsteinen finde ich persönlich etwas mühsam, da mein Rucksack mit Daunenschlafsack und Steigeisen doch schwerer ist als gewohnt. Freudig überrascht bin ich jedoch über die neue, komfortable Berghütte auf 5200 m, in der wir die Nacht mehr oder weniger schlafend verbringen.
Wer dann am Gipfeltag noch über genügend mentale, psychische und physische Kräfte verfügt, kann jetzt die Gelegenheit wahrnehmen und den rund 900 m höher gelegenen Gipfel des Huayna Potosi bezwingen.
Um 01.30 heisst es Aufstehen, raus aus dem warmen Schlafsack in die volle Montur und in der windigen Nacht die Steigeisen montieren. Ich fühle mich dieses Mal nicht dazu bereit, bedaure dies aber nicht weiter, da es ja nicht mein erster Sechstausender ist. Wer es geschafft hat, darf aber sicherlich stolz sein! Gemäss Andy haben die Sicht während der Nacht auf das Lichtermeer von La Paz, der Sonnenaufgang und der eindrückliche Gipfel-Firnhang, inklusive der 360 Grad-Sicht wieder einmal alle Mühen entschädigt!
Unsere Reise lassen wir in La Paz (3600 m), der höchstgelegenen Grossstadt der Welt, ausklingen. Mit dem Téleférico fahren wir hinauf nach El Alto, der sogenannten „Aymara-Hauptstadt“ und überwinden dabei eine Höhe von rund 500 m. Im Talkessel ragen Wolkenkratzer empor, während sich Ziegelhäuser den Talrand hinaufziehen.
Das Stadtbild von La Paz ist repräsentativ für die Verschmelzung von Traditionellem und Modernem. Einerseits sind die geschäftstüchtigen Aymaras heute in der ganzen Welt unterwegs und verkaufen auf dem Schwarzmarkt alles, was man zum Leben braucht. Auf der anderen Seite findet man auf den Indio-Märkten neben Souvenirs auch Mittel gegen Krankheiten und böse Geister, sowie Glücksbringer aller Art. Hier werden auch gedörrte Lama-Embryos angeboten, die beim Hausbau in die vier Ecken eingemauert werden und alles Leid abhalten sollen. Daneben gibt es Spielzeug-Miniaturausgaben von Häusern, Autos, Lebensmitteln, Diplomen oder Dollar-Noten, die sich die Bolivianer am „Fest der Wünsche“ schenken und dann Ekeko, dem Gott des Wohlstands und des Glücks, opfern, damit er ihre Wünsche in Erfüllung gehen lässt. Diesen Brauch finde ich ebenso sympathisch, wie die Tatsache, dass die Bolivianer das ganze Jahr über gerne und ausgelassen Feste feiern und dabei nicht nur Kirchenheilige, sondern auch alte Gottheiten ehren.