Nepal - Landschaftszauber zwischen 8000-ern

Reiserückblick von Yvonne, FreitagTravel

Am 25.04.2015 - am letzten Tag unserer Reise - ereignet sich kurz vor 12.00 Ortszeit in Nepal ein verheerendes Erdbeben (7.8 auf der Richterskala), das diese wunderschöne Reise überschattet. Wir und unsere nepalesischen Partner dürfen überleben, aber das Leben bzw. die Lebensgrundlage von Tausenden von Menschen werden vernichtet oder stark beeinträchtigt!
Zweieinhalb Wochen später, am 12.05.2015 erschüttert erneut ein schweres Nachbeben der Stärke 7.3 dieses arme Land und bringt wiederum Tod, Zerstörung und Verzweiflung. 
Wir sind fassungslos und zutiefst betroffen! Unser Mitgefühl und unsere Gedanken sind bei unseren Freunden, lokalen Partnern und der ganzen nepalesischen Bevölkerung, die so viel Leid und Not ertragen müssen! Die e-mails in der rechten Spalte sprechen für sich...
In dem traurigen Bewusstsein, dass wir Einiges nie wieder so vorfinden werden, wie wir es erlebt haben, blicke ich zurück und schildere hier ein paar Eindrücke unserer Reise.  

Nur 3 Wochen vor dem Erdbeben beginnt unsere Reise auf der Nordseite des Annapurna - Massivs, in Lamjung, einem der Distrikte des Epizentrums, mit einem 11-tägigen Trekking. 
Im schönen Marsyangdi-Tal, einem der tiefsten Täler der Welt, wandern wir inmitten der atemberaubenden Himalaya-Kulisse durch hübsche Bergdörfer und begegnen Menschen verschiedener Volksstämme mit unterschiedlichen Religionen und Lebensweisen. 
Begleitet werden wir von unserem humorvollen Führer Nima, dem Koch Kachi und den beiden Trägern Pasang und Sanjay, zu denen wir eine freundschaftliche Beziehung entwickeln.

Unvergesslich ist der Aufenthalt bei einer Gurung-Familie, in dem noch authentischen Dörfchen Odar. Wir sitzen mit der Familie um den Herd in der Küche auf dem Boden und nehmen gemeinsam die Mahlzeiten ein. 
Die Gurung sind ein Volk tibetischen Ursprungs. Ihre Soldaten, die Gurkhas, gelten als Elitetruppe und kämpfen seit fast 200 Jahren in der britischen Armee. 
Bis heute sind die Gurung Anhänger der Bön-Religion und wir werden Zeugen eines Ahnenkultes, bei dem eine Gruppe von Dorfbewohnern die Verbindung zu den Ahnen herstellt, um mit deren Hilfe einen Kranken zu heilen. 
Etwas weiter oben im Tal erspähen wir von Ferne den ersten 8000er unserer Reise, den Manaslu.   
Die landschaftliche und kulturelle Vielfalt auf diesem Trekking kann kaum übertroffen werden. Wir kommen an vielen Mani-Mauern und Chörten vorbei und überqueren etliche mit bunten Gebetsfahnen geschmückte Hängebrücken. Die subtropische Vegetation des unteren Marsyangdi-Tals wird in höheren Lagen von Rhododendron- und Pinienwäldern abgelöst. Ab 3000 m wird die Landschaft immer karger, umso mehr leuchten im Hintergrund die Himalaya-Riesen in strahlendem Weiss. Ab 4000 m dominieren tief eingeschnittene Flusstäler mit gewaltigen Moränen und Erosionsgebieten.  
Grandios ist das Panorama auf dem Abschnitt zwischen den noch sehr ursprünglichen Bergdörfern Upper-Pisang, Ghyaru und Nawal mit seinen Steinhäusern, deren Mauern ganz ohne Mörtel errichtet sind. Insbesondere die imposante Gletscherwand der Annapurna II (7937 m) mit ihrem unverkennbaren „Yeti-Face“ prägt sich mir tief ins Gedächtnis ein.
Leider spielt dann das Wetter nicht mehr mit! Wegen der für diese Jahreszeit ungewöhnlich starken Schneefälle und extrem schlechter Sicht müssen wir auf unsere ursprünglich vorgesehene Route zum Tilicho Lake (4920 m) und die Überquerung des Eastern Passes (5360 m) und des Mesokanto La (5250 m) verzichten. Vom Tilicho Base Camp (4150 m) kehren wir zurück nach Khangsar (3745 m).  Gemäss unserem Plan B entscheiden wir uns schliesslich, oberhalb dieses Dorfes einen Nordosthang zu queren. Wir müssen uns durch hohen Neuschnee kämpfen, und ich habe Mitleid mit unserem Träger Pasang, der mit unserem grossen Gepäck beladen, bis zu den Hüften im Schnee versinkt. Ab Yak Kharka setzen wir unser Trekking auf der klassischen Route zum Base Camp des Thorung La (5416 m) fort. Noch in der Nacht brechen wir auf und können den Pass, der ebenfalls ziemlich verschneit und in mystische Wolken gehüllt ist, problemlos überschreiten.

Der Flug von Jomsom nach Pokhara ist - zum Glück bei gutem Wetter - spektakulär! 
Auf der linken Seite sehen wir zum Greifen nahe das Nilgiri- und Annapurna-Massiv, mit der Annapurna I, dem zehnthöchsten Berg der Welt und auf der rechten Seite das Dhaulagiri-Massiv, mit dem siebthöchsten 8000er der Welt. 
Pokhara liegt 4600 Höhenmeter tiefer als der Thorung La und wir gelangen von winterlichen Temperaturen um die -5 Grad direkt in den subtropischen Sommer mit Temperaturen um die 30 Grad. In unserer herrlich gelegenen Lodge am Phewa See geniessen wir nach den „Entbehrungen“ des Trekkings die Erholung und den Blick auf die faszinierende, sich im See spiegelnde Himalaya-Gebirgskette mit dem markanten Machapuchare (6997 m).  
Sehr interessant finden wir auch den Besuch des Bindhya Basini Tempels, wo wir die täglichen Gebets- und Opferrituale der Hinduisten mitverfolgen können.  

Am Ende unserer Reise - nur ein bzw. zwei Tage vor dem Erdbeben - bestaunen wir noch die Königsstädte Bhaktapur und Patan, die von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt worden sind. 
Während der Malla-Dynastie vom 13.-18. Jahrhundert versuchten sich die Könige der drei Paläste in Kathmandu, Patan und Bhaktapur mit den prächtigsten Bauten zu übertreffen. Die mit filigranen Holzschnitzereien verzierten Häuser und Tempelanlagen gehen auf die Handwerkskunst der Newar zurück, die „Ureinwohner“ des Kathmandu-Tals, die bis heute als hochbegabte Künstler und Handwerker gelten. 
Von den drei Königsstädten gefällt mir Patan am besten, da es eine besondere harmonische Schönheit ausstrahlt. Unfassbar, dass jetzt nur noch Bruchstücke dieser Prunkbauten stehen!

Wir hoffen nun inständig, dass die Erde und die Menschen in Nepal endlich wieder zur Ruhe kommen! Im Moment können wir nichts anderes tun, als Hilfsorganisationen mit langjähriger Erfahrung in Nepal Geld zu überweisen und unsere nepalesischen Freunde und Partner mit Direktspenden zu unterstützen. 

 

Stimmen unserer Partner

«Hello Andy & Yvonne,
I want  to let you know that the village of Pasang Tamang including 100 homes are completely destroyed. The father of Pasang is dead. I have sent few money to help porter Pasang already. Now he has no place to live. He came to Kathmandu but he returned 3 days ago. We were also planning to help them with the food and tent in their village. But yesterday suddenly a major earthquake of 7.3 hit us and we are really scared now. The situation of Kathmandu is worse than before. Not only Kathmandu but my village in Solukhumbu has been really affected this time. We don't know what to do next. Its a horrible situation here.»
(e-mail 13.5.15 of Dendi, the owner of a FreitagTravel partner agency)  

«Dear Andy,
Greetings from Kathmandu,
I am happy to know that you have sent some money to Dendi's account. I would like to thank you for your support for us.
I am going to trek day after tomorrow (on 13 May) and will be back after 23 days. After the trek I am planning to go home to my village and see what I can help.
Warm regards with many greetings»
(e-mail 11.5.15 of Tserieng Sherpa, guide)

«Dear Andy and Yvonne Namaste,
Thank you very much for your help. The money arrived just now, my Bank informed me. Tomorrow I have to buy some rice, dhal etc... and give it to the friends and I will tell them that money comes from you. They will be very happy with you.
Many many thank you once again.»
(e-mail 10.5.15 of Amar, the owner of a FreitagTravel partner agency)

«Dear Andy & Yvonne,
Thank you very much for your email. Well, I am on the way to my village this time with some medecines. I will get back to kathmandu and some people are homeless in my village. Most of the houses are cracked and there is danger to stay. We need to support them with some money and other stuff like clothes, blankets, things to eat, medicines, etc. we can get this things in kathmandu. We bring them from kathmandu to phaplu by jeep and then porters carry for 3 days. If you want to support then you can send money. Then we will buy the things what the villagers need mostly. Then we will bring that to them. Thank you!» 
(e-mail 6.5.15 of Nima Sherpa, guide)