Ladakh hat mich fasziniert und zugleich inspiriert. Nicht nur die grossartige Landschaft des Himalaya, sondern auch die einzigartige tibetischer Kultur und nicht zuletzt die Begegnungen mit Mönchen, Lamas und Reisenden haben mein Innerstes berührt.
Diese einmalige Kombination von Natur und Spiritualität wollen wir auch 2014 für unsere Kunden erlebbar machen. Deshalb bieten wir im nächsten Jahr zwei der schönsten Trekkings in Verbindung mit zwei kulturellen Highlights, dem Klosterfestival in Hemis und den persönlichen Vorträgen des Dalai Lama, an.
Der Buddhismus ist in Ladakh allgegenwärtig, überall trifft man auf Klöster mit wunderbaren Kunstschätzen und auf religiöse Symbole. Sie sind sozusagen mit der kargen Felslandschaft des Himalaya verwoben und strahlen diese besondere Spiritualität aus, von der auch die Bewohner durchdrungen sind und die Ladakh so einzigartig macht. Das Sanskritwort Tantra bedeutet ja auch „Gewebe“ - eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Irdischem und Geistigem.
In den abgeschiedenen Hochtälern des Himalaya türmen sich endlos Steine und Felsen zu den weltweit höchsten Pässen und Gletscherbergen auf. Es gibt nur einzelne grüne Oasen, in denen sich Menschen angesiedelt haben. Weil dieses Land so schwer erreichbar war, konnte sich hier eine Kultur entwickeln, der die Bewohner bis heute treu geblieben sind.
Es verwundert auch nicht, dass die Ladakhis eng mit der Natur verbunden sind und noch heute an Götter und Dämonen glauben.
Die schamanischen Elemente, die ihren Ursprung in der Bön-Religion haben, verschmolzen mit den buddhistischen Elementen, so dass heute keine Trennung mehr möglich ist. So unterscheidet sich denn auch der Volksglaube von der hohen Philosophie des Buddhismus, von der nur wenige gebildete Mönche Kenntnis haben.
Neben den zahlreichen grossen, prächtigen Klosteranlagen in Ladakh gibt es auch kleine Gompas, die in jedem Dorf auf einem Felsen kleben. Jedes Kloster hat einen Gonkhang, einen Tempel der Schutzgottheiten, die das Kloster vor Unheil bewahren und die Feinde der buddhistischen Lehre vernichten sollen.
Chörten heissen die ältesten religiösen Bauwerke im Land. Diese weiss gekalkten Stupas sind allerorten rings um die Klöster, entlang an Wegen und an Kreuzungen zu finden und enthalten häufig die Reliquien buddhistischer Heiliger.
Auffallend sind auch die Manimauern, die den Weg zu einem Dorf oder Kloster weisen. Reisende und Pilger haben Steintafeln mit kunstvoll eingravierten Gebetsformeln (Mantras) oft zu Mauern von Hunderten von Metern Länge aufgeschichtet .
Nahezu in jedem Dorf stehen Lhadhos (lha = Gott, dho = Stein) oder Lhadses, Steinkonstruktionen, in denen Geister und Schutzgötter leben. Sie sind mit Tierhörnern, Schädeln von Steinböcken und Gebetsfahnen geschmückt.
Überall in Ladakh findet man auch Ritualgegenstände wie die Gebetsmühlen. Es gibt kleinere für den Privatgebrauch und die grösseren sind häufig um Klöster aufgestellt. Ihre Zylinder werden mit langen Papierstreifen gefüllt, auf denen heilige Verse stehen. Durch Drehen dieser Gebetsmühlen vervielfacht sich die heilsame Wirkung der Verse.
Ebenfalls mit heiligen Versen beschrieben sind die bunten Gebetsfahnen, die auf Hausdächern, Tempeln und Pässen wehen und deren Gebete das Windpferd in Windeseile verbreitet und schliesslich zu den Göttern trägt.
Für mich hatten sogar die malerischen Wolkenbilder am tiefblauen ladakhischen Himmel etwas Spirituelles!
Auf unserem Trekking durch das abwechslungsreiche Markha Valley zog uns die Atmosphäre in der gewaltigen Himalaya-Gebirgswelt, die von Bauwerken und Symbolen der buddhistischen Religion durchdrungen ist, in ihren Bann. Wir wollten so hoch wie möglich hinauf, um zu erfahren, wie mystisch die dünne Luft ist...
Die Besteigung des Dzo Jongo (6.040 m) verlief ohne grössere Probleme bei guten Bedingungen. Vom Base Camp auf 5.100 m Höhe brachen wir um 02.00 in der Nacht auf. Ich war an diesem Tag nicht so super in Form, weil unser Koch die feinen Speisen seit ein paar Tagen wegen der Höhe mit extra viel Knoblauch würzte und ich ein paar Nächte kaum geschlafen hatte. Aber ich erinnerte mich an die tibetische Weisheit „Wer über sich hinausgehen will, muss in sich hinabsteigen“, und stieg langsam aus meinem Tief in die Höhe. Am langen Gipfelgrat mussten wir nicht einmal die Steigeisen montieren, da nicht so viel Schnee lag. Endlich war der Gipfel erreicht und meine Mühen wurden mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Wer weiss, vielleicht hat ja auch der Berggott des Dzo Jongos mir zum Gipfelerfolg verholfen?
Wie staunte ich über die faszinierende Vielfalt an Abbildungen und Statuen unzähliger Gottheiten in den Klöstern! Jede Gottheit symbolisiert eine bestimmte perfekte Eigenschaft Buddhas, jede Körper- und Handhaltung hat wiederum ihre eigene Bedeutung. Da im Buddhismus kein allmächtiger Gott existiert, dienen die Gottheiten bei der Meditation als Hilfe, die perfekte Eigenschaft zu übernehmen.
Von den Klöstern, die wir besichtigt haben, beeindruckten mich die Klöster Alchi und Hemis am meisten. Die tausendjährige Tempelanlage Alchi ist ein Juwel und beherbergt einige der wertvollsten Kunstschätze des westlichen Himalaya. Wegen seiner gut erhaltenen, hervorragenden Wandmalereien ist das Kloster von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt worden.
Beim Besuch der Klosteranlage Hemis, die im 17. Jahrhundert gegründet wurde, erlebten wir etwas Besonderes! Wir kamen per Zufall gerade rechtzeitig zu einer speziellen Nachmittagsandacht, einer Puja, die es nur zwei Mal im Monat gibt. Zu diesem Ereignis waren viele Einheimische, sowie Mönche und Nonnen des Rotkappen-Ordens herbeigeströmt und hatten sich im Klosterhof versammelt, in dem im Sommer die bedeutendsten Mysterienfeiern und Maskentänze Ladakhs stattfinden.
Ein prägendes Erlebnis war die Begegnung mit einem Lama, einem buddhistischen Lehrmeister, der uns in einem schönen Guesthouse in Sakti begrüsste. Es stellte sich heraus, dass er nicht nur der Besitzer des Guesthouses, sondern auch ein Künstler ist, der in der ganzen Welt herumreist und Meditations- und Mandala-Kurse gibt. Er war Mönch im nahe gelegenen Höhlenkloster Traktokh, das der ältesten Schule der Nyingmapa angehört, deren Gründer der grosse Tantriker Padmasambhava ist, der hier bereits vor 1200 Jahren meditierte.
Als wir uns dieses Kloster anschauen wollten, lud uns ein Mönch ganz selbstverständlich in seine kleine Wohnung zum Tee ein. Wenig später lernten wir im Nubra-Valley einen Reisenden aus der Schweiz kennen, der auf dem Weg zum Kloster Trakthok war, um dort fünf Wochen lang in völliger Abgeschiedenheit zu meditieren, mit dem Ziel, seine Krankheit ganz zu überwinden.
Diese Reise war in jeder Hinsicht eine Bereicherung!